Presse - Artikel 2013 bei absolventen.at
Erleben ist Lernen |
Aus neurobiologischer Erkenntnis ist es für Menschen leichter, über das Erlebnisgedächtnis als über das Wissensgedächtnis Information zu speichern und abrufbar zu machen. Erleben wird von Sekunde zu Sekunde erzeugt. Im Training heißt es daher „nur“, das persönliche Erleben des einzelnen Teilnehmers in Beziehung zu Wissen und zur Erfahrung der Gruppe zu steuern, um diese automatisch wirksame Ressource zu nutzen und die Aufnahme- und Merkfähigkeit sowie Abrufwahrscheinlichkeit des Erlebten und Anwendbarkeit zu erhöhen.
Persönliches Erleben
Lernen in Form von Erleben wird wesentlich beeinflusst durch Aufmerksamkeit, positive Emotionen und Motivation.
Motivation erzeugt man nicht. Motivation hat der Mensch, weil er beispielsweise erlebt, dass das Ereignis zu etwas Besseren als erwartet führt oder positive soziale Kontakte geknüpft werden oder etwas Neues angeboten wird und Neugier entsteht. Die Verknüpfung mit positiven Gefühlen unterstützt die Umsetzung, die als Ergebnis eines unbewussten Entscheidungsprozesses erst neurobiologisch ermöglicht wird, wenn der Mensch ein gutes Gefühl und einen Nutzen damit verbindet. Die Frage „Wofür“ ist der Schlüssel dafür.
Aufmerksamkeit heißt Wachsein und sich auf etwas konzentrieren. Der Neurobiologe Gerhard Roth sagt, wir können nicht auf etwas aufmerksam sein, ohne es bewusst zu erleben. Mit Aufmerksamkeit wird unser Erlebnis- oder Wahrnehmungsbewusstsein und der Lernprozess aktiviert.
„Antreiber“
Weitere „Antreiber“ oder unterstützende Faktoren können wir in jeder Phase des Lernprozesses nutzen - vom Wahrnehmen, Verarbeiten, Abspeichern über unser Erinnern.
Der systemische Ansatz bietet einige Aspekte dazu. Systemisch heißt hier vereinfacht gesagt in Relationen Denken, in Wechselbeziehungen und Unterschieden denken.
Unterstützende Faktoren sind beispielsweise
- Individualebene: Übermittlung von kongruenten Botschaften, assoziatives Verknüpfen mit persönlicher Erfahrung und Integration, Vermittlung der emotionalen Wichtigkeit des zu Lernenden, Ziel- und Nutzenorientierung, Verknüpfung mit bereits bestehenden Wissen und Ausblick auf Zukünftiges, Verbindung mit Bewegung, Verankern, offene Loops und Spannungsbögen, Arbeit mit Geschichten, Metaphern, hypnotherapeutische Phantasiegeschichten
- Beziehungen TeilnehmerIn – Gruppe – TrainerIn: sozialer Beziehungsaufbau, dynamischer Platz- und Übungspartnerwechsel, aktives Nutzen der wechselnden Rangdynamik
- Entwicklungsebene: entwicklungsunterstützender Wechsel zwischen Spannung und Entspannung, Unter- und Überforderung, Kontext im Kontext zur Verbindung mit anderem
Der Trainer als Impulsgeber
TrainerInnen setzen Impulse durch Fokusierung von Aufmerksamkeit und Perspektivenwechsel, aktivieren von Erlebnisnetzwerken auf bewusster, unbewusster und unwillkürlicher Ebene und Arbeit mit Beziehung und Relation. Der gezielte Methodeneinsatz aktiviert die automatischen Lernprozesse zum Intensivierung des Lernerfolges. Dies führt zu einer höheren Wahrscheinlichkeit der Umsetzbarkeit des Gelernten in der Praxis. Meiner Erfahrung nach können durch Hinterfragung des Trainingsdesigns und des grundsätzlich methodischen Ansatzes klare Auswahlkriterien für TrainerInnen erstellt werden.
Autor:
Mag. Renate Strommer
Geschäftsführerin und Lehrgangsleiterin der Akademie ASO & WiLAk GmbH
Kontakt:
A-1070 Wien, Schottenfeldgasse 71/2
T: 01/408 11 55
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